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Hannah Mayr

Nach der Volksschule entschied ich mich für das Gymnasium in Waidhofen an der Thaya. Da meine Fähigkeiten mehr mathematisch/naturwissenschaftlich veranlagt waren, wählte ich in der zweiten Klasse das Realgymnasium – Schwerpunkt Naturwissenschaften. Hier kam auch das Fach Geometrisch Zeichnen dazu, worauf ich mich sehr gefreut habe, da ich so mein Hobby von einer anderen Seite kennenlernen durfte: Aus Portraits und Naturstudien wurden Häuser und geometrische, perspektivische Zeichnungen. In der vierten Klasse wählte ich das Freifach Chemie- und Physiklabor, wodurch ich mein Grundwissen in diesen Fächern ergänzen konnte. In der Oberstufe entschied ich mich dann für Latein, was mir keine Schwierigkeiten bereitete und ich weiterhin meinen Fokus auf die Naturwissenschaften richten konnte.
Schriftlich maturiert habe ich in Deutsch, Mathematik, Englisch und Latein, mündlich dann schließlich in Mathematik und Chemie im Jahr 2018.
Da ich mir beim Lernen immer schon sehr leicht tat, war es anfänglich klar für mich, nach der Matura zu studieren. Nach einigen Praktika und nochmaligem Überlegen kam ich allerdings auf die Idee, eine Lehre zu absolvieren, wodurch sich einige Vorteile ergaben: Ich konnte im Waldviertel, meiner geliebten Heimat, bleiben, ich würde während der Ausbildung bezahlt werden, hätte gleichzeitig einen einfachen Einstieg ins Berufsleben und mir stünden nach der Lehrabschlussprüfung immer noch alle Wege offen: die Meisterprüfung, Selbstständigkeit oder auch ein Studium. Jetzt stellte sich nur mehr die Frage, für welche Lehre ich mich entscheiden sollte.
Da traf es sich gut, dass wir daheim bei unserem Haus gemeinsam alle möglichen handwerklichen Projekte umsetzten: den Innenhof pflastern, das Dach neu decken, eine Holzverkleidung rund ums Haus anfertigen, Autoabstellplatz betonieren, eine Drainage legen und vieles mehr. So entdeckte ich für mich die Liebe zum Handwerk und bemerkte, wie gut mir körperliche Arbeit tat. Schlussendlich entschied ich mich für den Lehrberuf Ofenbau- und Verlegetechnik: ein Beruf, der sowohl die Tätigkeiten des Hafners als auch die des Fliesenlegers umfasst. Dabei sind für mich alle meine Interessen vereint: das Handwerk, Mathematik genauso wie Physik und Chemie, Kreativität bei der Erstellung von Entwürfen und natürlich die körperliche Arbeit, die einen fit hält. Also begann ich nach einer Woche Schnuppern im Betrieb im Herbst 2018 meine Lehre in Schrems/Gmünd. Diese Lehre dauert grundsätzlich 4 Jahre – aufgrund meiner positiv abgeschlossenen Matura verkürzt sich meine Lehrzeit jedoch um ein Jahr: So bin ich im September 2021 bereits fertig ausgebildet und habe zwei Berufe: Hafner und Fliesenleger.
Dabei sind mir einige Fertigkeiten, die ich mir teils in der Schule, teils privat angeeignet habe, zugute gekommen: Genauigkeit (zB beim Zuschneiden von Kacheln oder Fliesen), schnelles Kopfrechnen (sehr wichtig auf der Baustelle!) und räumliches Vorstellungsvermögen (zB beim Planen eines Ofens, aber auch beim Setzen), effizientes Planen von Arbeitsabläufen sowie körperliche Ausdauer. Ergänzend zum praktischen Teil meiner Ausbildung auf der Baustelle besuche ich für 10 Wochen pro Jahr die Berufsschule, wobei ich – ebenfalls aufgrund meiner bestandenen Matura – nur an den fachbezogenen Fächern teilnehmen muss: Fachtechnologie, angewandte Mathematik, Fachzeichnen und Praxisstunden.
Mein Plan ist, sobald wie möglich die Meisterprüfung zu absolvieren, wodurch ich dann berechtigt bin, mich selbstständig zu machen. Mein Beruf ist nicht nur sehr vielseitig (Er umfasst ebenso Tätigkeiten eines Maurers, eines Installateurs, eines Malers uvm.), sondern ich habe dadurch auch gelernt, einfach zu denken und effizient zu arbeiten. Der Hafner ist ein aussterbender Beruf, die Nachfrage an Kachelöfen wird aufgrund des bevorstehenden Verbots von fossilen Brennstoffen immer höher. Weiters ist der Kachelofen eine sehr gesunde Heizung: Die Wärmeabgabe erfolgt durch Wärmestrahlung, es kommt zu keiner Austrocknung der Luft, zu keiner Staubaufwirbelung und zusätzlich zu alldem ist er ein schönes, praktisches Möbelstück, das definitiv genutzt werden sollte – egal ob als Kaminofen, als richtiger Kachelofen oder in Form eines Küchenherdes. Von Fliesen brauche ich gar nicht zu sprechen, die sind sowieso überall gefragt, sowohl im privaten als auch im öffentlichen Bereich.
Abschließend möchte ich noch auf ein altes Sprichwort verweisen: Handwerk hat goldenen Boden. Je mehr man mit den eigenen Händen erschaffen kann, desto unabhängiger kann man sein.
Hannah Mayr ist Ofenbau- und Verlegetechnikerin.