Unterwegs

Schüler Thomas Friedrich »unter­richtet« seine Lehrer

Mag. Claudia Hartl – 6.11.2021 – 64 Fotos – 1 Videos – 772 Aufrufe

 

Eine Gruppe aus dem Kollegium unserer Schule machte Ende Oktober einen »Lehrausgang« ins Schloss Groß-Siegharts. Angeregt und organisiert wurde dies von Thomas Friedrich, Schüler der 2C. Ziel: Erstes Österreichisches Sparkassenmuseum Groß-Siegharts und Waldviertler Teppichsticker.

Begeistert hatte Thomas Friedrich von der einzigartigen Teppichstickerei seiner Familie erzählt und Werklehrerin Mag. Claudia Nöbauer in seinen Bann gezogen. Thomas organisierte sogleich eine Führung im elterlichen Betrieb »Waldviertler Teppichsticker« in Groß-Siegharts. Aufgrund der räumlichen Nähe plante er weiters eine Führung im Sparkassenmuseum, die sein Onkel Christian Reegen, Vorsitzender des Stiftungsvorstandes der Sparkasse Groß-Siegharts, übernahm.

In sehr kurzweiliger Art führte uns Herr Reegen durch das 2018 eröffnete Sparkassenmuseum. Wir erfuhren viel Geschichtliches über die Sparkasse in Groß-Siegharts und die gemeinnützige Stiftung im Speziellen, aber auch über das Geld- und Finanzwesen im Allgemeinen, und wir konnten vor allem viele Exponate hautnah bewundern. Es gab alte, handgeschriebene Schriftstücke zu sehen, wie etwa das handschriftlich geführte Journal mit den Einzahlungen des allerersten Geschäftstages im Jahr 1874, aber auch Geldscheine aus längst vergangener Zeit, Werbeplakate, die zum Schmunzeln anregten, und die besondere Bilanz des Jahres 1955.

Eindrucksvoll vielfältig ist aber auch die technische Seite des Museums. Wir konnten verschiedenste Modelle alter Schreib- und Additionsmaschinen begutachten, bekamen Einblicke in die Datensicherung via Microfiche, was an Geheimagentenfilme erinnerte, und so manche Besucherin wurde wehmütig beim Erklingen eines analogen Telefons. Spannung lag in der Luft, als Herr Reegen den alten Tresor öffnete und sich darin doch tatsächlich … echte Goldbarren aus bemaltem Holz befanden.

Der zweite Programmpunkt war nun der Betrieb der Familie Friedrich. Gemeinsam mit seinem Vater Rudolf Friedrich erklärte Thomas, wie ein Motiv – oft sehr individuell, vielleicht ein Muster eines geliebten Kaffeehäferls oder eine Zeichnung der Enkerl – zunächst auf das Gewebe (hergestellt von Thomas‹ Großvater) gebracht wird. Oft ist hier bereits Handarbeit gefragt, denn mit der Hand zeichnend, muss das Muster oftmals vergrößert und erweitert werden. Mit Pauspapier das Muster aufgebracht, geht nun das Sticken los. Für einen Quadratmeter Teppich werden etwa 4 kg Wolle, zugekauft aus Tirol, für den besonders dichten und strapazierfähigen Teppich verwendet. Herr Friedrich führte uns eindrucksvoll das Kunsthandwerk des Teppichstickens vor – mit einer 100 Jahre alten, auch heute noch regulär verwendeten, Maschine. Viele Lehrerköpfe wanderten dabei unter das Werkstück, denn von oben sieht man nur die Rückseite. Weitere Arbeitsschritte vollenden anschließend das Kunstwerk, das es, in dieser Art und Weise hergestellt, weltweit nur hier zu kaufen gibt.

Überwältigt waren alle, als Thomas Friedrich das Portal zum Rittersaal des Schlosses öffnete. Der prunkvolle Saal wird nämlich nicht nur für Veranstaltungen in Groß-Siegharts verwendet, sondern auch zur imposanten Ausstellung der Teppiche. Gekonnt durch Scheinwerfer ins Szene gesetzt, bewunderten wir das Wappen der Familie Friedrich wie auch all die anderen Schätze aus Wolle.

Für uns Lehrer war es – abgesehen von den interessanten Inhalten des Abends – eine Freude zu sehen, mit welcher Begeisterung für das textile, alte Handwerk unser Unterstufen-Schüler seine Lehrer in die Materie einführte – und das am Freitagabend vor den Herbstferien.

Videos

https://youtu.be/8799kNG-gFA
https://youtu.be/9Y6grauexxs

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