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Zum 300. Geburtstag: Carl Philipp Emanuel Bach

Carl Philipp Emanuel Bach: Der 300. Geburtstag des Komponisten in diesem Jahr ist ein willkommener Anlass, über dessen Wirken und das, was davon geblieben ist, nachzudenken.
Von den komponierenden Söhnen Johann Sebastian Bachs (1685–1750), Wil- helm Friedemann (1710–1784), Johann Christoph Friedrich (1732–1795) und Johann Christian (1735–1782) war Carl Philipp Emanuel, geboren am 8. März 1714 in Weimar, der zweitälteste. Er stammte wie Wilhelm Friedemann aus der ersten Ehe seines Vaters. Ein mit 17 Jahren in Leipzig begonnenes Jusstudium – aus dieser Zeit datieren seine ersten Kompositionen – setzte Carl Philipp Emanuel Bach in Frankfurt an der Oder fort und betätigte sich hier als Klavierlehrer und Leiter »aller damals vorfallenden öffentlichen Musiken bei Feyerlichkeiten«. Nach den Jahren in Frankfurt wirkte Bach fast drei Jahrzehnte – von 1740 bis 1768 – als Cembalist in der Hofkapelle Fried- richs II. in Berlin. In dieser Funktion schuf er mehr als dreihundert Werke, vor allem Klavier- und Kammermusik sowie zahlreiche Klavierkonzerte. In Bachs Berliner Zeit fällt auch die Abfassung des Lehrbuches »Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen«, eine hervorragende Informa- tionsquelle für Stilprinzipien und Aufführungspraxis der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. In Berlin fand Bach bald Anschluss an Literaten- und Künstlerkreise. Zu seinen Bekannten zählte u.a. Gotthold Ephraim Lessing. Die Ereignisse des Siebenjährigen Krieges (1756–1763), die damit einherge- hende Wirtschaftskrise in Preußen und das zunehmende Desinteresse des einstigen Musenkönigs an der Hofmusik scheinen Bach dazu bewogen zu haben, sich nach einer anderen Wirkungsstätte umzusehen. Der Tod Georg Philipp Telemanns (1681–1767), der in Hamburg als Leiter der städtischen Kirchenmusik tätig gewesen war, ermöglichte eine berufliche Veränderung. Nach der erfolgreichen Bewerbung übersiedelte Bach mit seiner Familie von Berlin nach Hamburg, um hier die Nachfolge Telemanns anzutreten. Als städtischer Musikdirektor war er nun für die Kirchenmusik an den fünf Hauptkirchen verantwortlich. Zudem organisierte er öffentliche Konzerte, in denen er oft selbst solistisch am Cembalo wirkte. Zu dieser Zeit war sein Ruf als herausragender Komponist und Cembalist längst gefestigt. In Hamburg setzte Bach sein umfangreiches kompositorisches Schaffen fort, das, mit Ausnahme der Oper, alle damaligen Gattungen umfasste und zuletzt auf 800 Kompositionen anwuchs. Indem er den Übergang vom streng kontra- punktischen zu einem mehr »galanten« Kompositionsstil vollzog, bei dem die Polyphonie der in den Vordergrund gerückten Melodie weicht, lieferte er wesentliche Beiträge zur Stiländerung. Sein Einfluss auf Joseph Haydn und Wolfgang Amadeus Mozart darf in diesem Zusammenhang nicht un- terschätzt werden. »Er ist der Vater, wir sind die Buben. Wer von uns was Rechtes kann, hat von ihm gelernt« soll sich Mozart einmal geäußert haben. Möglicherweise ist dieses »Zitat« eine Erfindung des Musikschriftstellers Friedrich Rochlitz, der es 1832 veröffentlichte. In jedem Fall formuliert es den musikhistorischen Zusammenhang treffender als so manche Analyse. Seinem Freund und Biographen Georg August Griesinger gegenüber erin- nerte sich Joseph Haydn: »…wer mich gründlich kennt, der muß finden, daß ich dem Emanuel Bach sehr vieles verdanke, daß ich ihn verstanden und fleißig studirt habe.« In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte sich Bach intensiver als zuvor mit dem Werk seines Vaters, während er sich aus dem öffentlichen Konzertleben immer mehr zurückzog. Am 14. Dezember 1788, ein Jahr nach seinem Jahrgangskollegen Christoph Willibald Gluck, starb Bach in Hamburg. Er wurde in der St.-Michaelis-Kirche beigesetzt.
Und Carl Philipp Emanuel Bach heute? Im öffentlichen Konzertleben erhält er sicher nicht die Aufmerksamkeit, die ihm auf Grund der Qualität seines Schaffens zustehen müsste. Es wäre wünschenswert, dass die vermehrte Hinwendung zu seinem Werk, die sich im heurigen »Bach-Jahr« bis dato feststellen lässt, auch in Zukunft nicht wieder verebbt.
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