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Ba-ba-ba-ba, uaa ah!? Eine Deutschlehrerin-Mama in Karenz

Schulschluss, das ist etwas Feines! 2013 hatte ich ihn ein paar Tage vor allen anderen, und Ende der Ferien gab es erst recht Grund zu jubeln: Unsere Tochter Barbara Michaela hat – gesund und munter – das Licht der Welt erblickt! Da war es nun, dieses kleine, sehnlich erwartete Persönchen, wel- ches alles auf den Kopf stellt, welches Mama, Papa, den Großeltern und fast allen Leuten, denen wir begegnen, ganz automatisch ein Lächeln auf die Lippen zaubert. Da war der kleine Engel, der am liebsten hochgehoben und getragen wird, das süße Mäderl, das täglich an der frischen Luft spa- zieren fährt und Mama beim Einkaufen auf die Kinderwagenmöglichkeiten beschränkt. Da war der Schatz, der behütet werden muss, der wissbegierig so viel spielen will und der den Zeitplan der Eltern – vor allem der Mutter – völlig beherrscht. Da war dieser kleine Egoist, der einfach schreit, wenn er etwas will – ohne Rücksicht auf andere; und doch kann man so einem Baby einfach nicht böse sein, ist es doch die einzige Art der Kommunikation, die es hat. So sagt man. Ich kann heute allerdings sagen, dass ich mein Kind bisher sehr gut über seine Gestik und seine Laute verstehen kann. Interpretation einmal anders!
Als Mutter will man für sein Kind natürlich nur das Beste, und man macht sich neben allen anderen Fragen zur Entwicklung (worauf ich jetzt nicht nä- her eingehen möchte) auch Gedanken, wie man selbst am besten mit seinem Baby spricht. Will man dieses »Duzi-Duzi«, oder will man eher bei unserer normalen Sprache bleiben? Nur etwas höher und ständig wiederholend? Sollen Tiere, Dinge, Körperteile etc. mit verniedlichten »kindgerechten« Namen benannt werden? Behält man in der Familie seine Namen oder ist man »nur noch« Mama und Papa? Und wenn man eigentlich über das Kind spricht, lässt man es Individuum sein, oder erklärt man sich solidarisch?
Nein, wir schlafen noch nicht durch. – Okay, hier stimmt es sogar in gewisser Weise. Aber wie steht es hiermit: Für das kleine Geschäft brauchen wir schon noch eine Windel. – Also bei aller Liebe, ich brauche schon lange keine Windel mehr!
Als Deutschlehrerin macht man sich vielleicht noch mehr Gedanken über Sprache und Kommunikation als andere. Es kam mir früher schwer über die Lippen, »babygerechtes, ins Hochdeutsche übersetztes Waldviertlerisch« zu sprechen. Grammatikalisch richtiges (und »schönes«) österreichisches Deutsch klingt anders.
Was tut denn das Bipi-Hendal da? Tut das essen? Was hat denn die Mama da für die Barbara? Ja, was ist denn das? Wem gehört denn das Reixal? Ist das der Barbara ihr Reixal? Oder gehört’s vielleicht in Papa? Ja, der Barbara ihr Reixal ist das, genau! Tu‹s nur schön halten! Nau!
Übertrieben? Nein, genauso (und vielleicht noch »schlimmer«) redet man hierzulande mit einem Baby, und meiner Meinung nach lässt sich das kaum vermeiden und wahrscheinlich ist es auch gut so. Natürlich sollte man beizeiten zu einem höheren Sprachniveau kommen, sei es nun – je nach Anlass – Hochdeutsch oder auch Dialekt, welchen man meiner Meinung nach als echte Waldviertlerin genauso beherrschen sollte.
Ich gehe jedenfalls davon aus, dass auch mein Kind irgendwann verstehen wird, dass der Sprecher ein »Ich« ist und das »Du« (später sogar »per Sie«) anspricht. Irgendwann wird die Konstruktion »tun + Nennform« der Perso- nalform des Vollverbs weichen, vielleicht erkennt Barbara dann sogar (viel später), dass man im Englischen bei Frage und Verneinung genau dieses »tun« braucht. Mein Kind wird auch irgendwann wissen, dass man vor Na- men nur umgangssprachlich einen Artikel setzt und dass es »die Rassel von Barbara« (Dativ) und zumindest im Geschriebenen sogar »Barbaras Rassel« (Genitiv) heißt. Momentan – und sicher noch länger – hat meine Tochter übrigens auch kein Problem damit, wenn ich ihr Dinge aus Bilderbüchern »vorlese«, die so gar nicht dort stehen, und vielleicht erkennt sie dann sogar später, dass es einen gewissen Reiz ausmacht, in der Sprache zu variieren.
Derzeit freuen sich alle, wenn Barbara Kinderreime erkennt und z. B. stolz zeigt, »wie groß sie ist«. (Da müssen wohl alle Kinder durch…) Immer häufiger frage ich mich außerdem, ob sie wohl wirklich schon mich meint, wenn sie »Mama-Mama« dahin plappert. Meine Tochter und ich »sprechen« aber auch noch in ihrer Sprache miteinander; und es macht uns beiden großen Spaß, nur mit Lauten und Intonation zu spielen.
Alles geht seinen Lauf. Einerseits ist es für mich kaum vorstellbar, dass dieses Schuljahr schon bald zu Ende ist und die kleine Barbara demnächst ihren ersten Geburtstag feiern wird. Andererseits hat sich in diesem Jahr extrem viel getan. Es ist wunderschön, hautnah die Entwicklung und die Freude, die von so einem kleinen Menschen ausgeht, zu erleben. Damit geben mir sicher die zahlreichen jungen Eltern und Großeltern der Kollegenschaft, aber auch die Eltern unserer Schüler/innen Recht. Ich freue mich, dass auch ich zu diesem Jahresbericht einen Teil beisteuern habe dürfen und wünsche allen – ganz besonders unserem Herrn Direktor, einem stolzen Opa – eine wunderschöne Zeit mit ihren Familien!
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