Unterwegs
Eastbourne Impressions

Mehr oder weniger schlecht gelaunt durch das Schlafdefizit brachen wir um
viertel vier Uhr in der Früh von Waidhofen in Richtung Schwechat auf. Die an
sich ereignislose Busfahrt und zum Teil noch der anschließende Flug verliefen
dementsprechend ›wie im Traum'. Gegen elf Uhr landeten wir wohlbehalten am
Flughafen London-Heathrow, wo wir von einer unserer zukünftigen Lehrerinnen,
Felicity, abgefangen wurden. Nach einer weiteren, dreiviertelstündigen Busfahrt
folgte ein Zwischenstopp in Windsor, wo uns Felicity bei einer kleinen Stadtführung
eine Kostprobe ihrer Schnellredekunst gab. Bei dem majestätisch bis protzig in
der Landschaft liegenden Windsor Castle, bestiegen wir den für uns extra
verbilligten Sightseeing-Bus, dessen Runde auch die nahegelegene Schulstadt Eton
inkludierte. Nach dieser Tour und einigen zusätzlichen Stunden Freizeit führte
uns die vierte, diesmal 2-stündige, Busfahrt des Tages zu unserem Ziel –
Eastbourne. Auf dem Busbahnhof der 90.000 Einwohner-Stadt wurden wir von unseren
größtenteils sehr netten, teilweise aber auch sehr skurrilen Gasteltern
abgeholt und zu unserem künftigen Domizil gebracht. Einige von uns nutzten den
Abend noch für eine kleine Erkundungstour innerhalb der Stadt, der Rest beschränkte
sich darauf, die Gastfamilie näher kennen zu lernen.
Am Montag marschierten wir nach einem mehr oder weniger englischen Frühstück
und dem ersten Kontakt mit dem örtlich weit verbreiteten Duschsystem (die
Wasserzufuhr erfolgt nur bei permanentem Knopfdruck => Einhandstil) karrten
uns unsere Gasteltern zur Sprachschule, wo wir nach einem kurzen
Erfahrungsaustausch mit unseren Mitschülern in zwei Gruppen geteilt wurden. Während
die eine Gruppe von Felicity im Rap-Tempo mit Facts bombardiert wurde,
debattierte die andere mit Gemma den praktischen Einsatz von Kinderwägen und Bügelbrettern
in einem »Einsame-Insel-Szenario«. Diese schreiende Ungerechtigkeit
wurde nach der großen Pause durch einen Lehreraustausch entschärft. Das schon
fast apokalyptische Regenwetter verhinderte größer angelegte
Nachmittagsaktivitäten.
Dienstags nutzen wir nach der Schule das schöne Wetter und besichtigen in
bester Stimmung die lokale Sehenswürdigkeit, die bis zu 180 m hohen
Kreidefels-Klippen von Beachy Head. Die atemberaubende Aussicht und
schwindelerregende Tiefe kombiniert mit den davor von mehreren Seiten gehörten
Selbstmordgeschichten hinterließen in jedem von uns einen bleibenden Eindruck.
Tags darauf besuchten wir das nahe Seebad Brighton. Der ebenfalls von mehreren
Seiten geäußerte Hinweis, Brighton sei die »Homosexuellenhauptstadt"
Europas, ließ genug Spielraum für Paranoia. Nach der Ankunft und der
Besichtigung des Royal Pavillons teilte sich die Gruppe relativ schnell auf,
einige frequentierten das lokale Aquarium, andere frönten, wie es sich auch in
Eastbourne etabliert hatte, ihrer Spielsucht in den Casinos am Pier.
Der Donnerstag bescherte uns neben einer neuen Lehrerin und der Filmvorführung
von »Yellow Submarine« haufenweise Freizeit, die der Großteil von uns
für die Bearbeitung unserer Fieldwork-Zettel-Kollektion nutzte, deren teilweise
etwas absurde Fragen uns und den von uns befragten Passanten mehr als einmal
Verwunderung abrangen.
Am Freitag stand der Ganztagsausflug nach London auf dem Programm. Mangels größerer
Zeitreserven konnten wir so zentrale Sights wie den Westminster-Bezirk samt Big
Ben nur vom Bus aus besichtigen. Nach dem Ausstieg nahe der St. Paul's Cathedral
überquerten wir die Themse über die Millenium-Bridge und folgten einer Führung
durch das wiederaufgebaute Globe Theatre. Nach einem längeren Aufenthalt im
"Tate Modern« traten wir den Rückweg über die heruntergelassene
Tower Bridge und vorbei am Tower von London an, nahmen die berühmte Londoner
U-Bahn nach Covent Garden, und nach einem kurzen Boxenstopp am Buckingham Palace
vorbei zurück zur Victoria Station.
Die Freiheit unseres letzen Tages nutzten wir auf verschiedenste Weise. Während
sich die Herrenpartie nach dem Vorbild von Frau Prof. Richter mit
Todesverachtung in die arktisch kalte Atlantikflut warf, räkelte der Rest sich
auf dem schön windigen und stark unterkühlten Kiesstrand in der
wolkenverhangenen Sonne. Jene sündige Minderheit, die die mitgelieferten
Arbeitsblätter noch nicht ausgefüllt hatte, verbrachte den Nachmittag mit der
verzweifelten Fahndung nach einem 700- jährigen Hundegrab.
Die Heimreise am Sonntag gestaltete sich ähnlich strapaziös wie die Anreise,
nachdem wir mit oder ohne Frühstück eine einstündige Busfahrt unter fürchterlicher
Musikfolter absolvierten, weitere zwei Stunden am Flughafen verbrachten und eine
reibungsfreien Flug genossen, erfolgte gegen Mittag die Landung im vertraut-
verregneten Österreich.
Auf der Fahrt in Richtung des heimatlichen Waldviertels wurden wir vom
freundlichen Buschauffeur über die während unseres Aufenthaltes versäumten,
innenpolitischen Turbulenzen (Zusammenbruch der Regierung) informiert und
erreichten unseren Ausgangspunkt Waidhofen am frühen Nachmittag.
Wir möchten uns ausdrücklich bei allen, die uns diese noch lange nachwirkende
Innenansicht in das Land Ihrer Majestät ermöglicht haben, bedanken. Unser
besonderer Dank geht an unsere allgegenwärtige Kursleiterin Prof. Richter und
Prof. Schiller, von dem auch die Fotos stammen.
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