Unterwegs

Eastbourne Impressions

Ulrich Kreuzwieser (7C) – 5.6.2003 – 4 Fotos – 630 Aufrufe

 

Mehr oder weniger schlecht gelaunt durch das Schlafdefizit brachen wir um viertel vier Uhr in der Früh von Waid­ho­fen in Richtung Schwechat auf. Die an sich ereignislose Busfahrt und zum Teil noch der anschließende Flug verliefen dementsprechend ›wie im Traum'. Gegen elf Uhr landeten wir wohlbehalten am Flughafen London-Heathrow, wo wir von einer unserer zukünftigen Lehrerinnen, Felicity, abgefangen wurden. Nach einer weiteren, dreiviertelstündigen Busfahrt folgte ein Zwischenstopp in Windsor, wo uns Felicity bei einer kleinen Stadtführung eine Kostprobe ihrer Schnellredekunst gab. Bei dem majestätisch bis protzig in der Landschaft liegenden Windsor Castle, bestiegen wir den für uns extra verbilligten Sightseeing-Bus, dessen Runde auch die nahegelegene Schulstadt Eton inkludierte. Nach dieser Tour und einigen zusätzlichen Stunden Freizeit führte uns die vierte, diesmal 2-stündige, Busfahrt des Tages zu unserem Ziel – Eastbourne. Auf dem Busbahnhof der 90.000 Einwohner-Stadt wurden wir von unseren größtenteils sehr netten, teilweise aber auch sehr skurrilen Gasteltern abgeholt und zu unserem künftigen Domizil gebracht. Einige von uns nutzten den Abend noch für eine kleine Erkundungstour innerhalb der Stadt, der Rest beschränkte sich darauf, die Gastfamilie näher kennen zu lernen.

Am Montag marschierten wir nach einem mehr oder weniger englischen Frühstück und dem ersten Kontakt mit dem örtlich weit verbreiteten Duschsystem (die Wasserzufuhr erfolgt nur bei permanentem Knopfdruck => Einhandstil) karrten uns unsere Gasteltern zur Sprachschule, wo wir nach einem kurzen Erfahrungsaustausch mit unseren Mitschülern in zwei Gruppen geteilt wurden. Während die eine Gruppe von Felicity im Rap-Tempo mit Facts bombardiert wurde, debattierte die andere mit Gemma den praktischen Einsatz von Kinderwägen und Bügelbrettern in einem »Einsame-Insel-Szenario«. Diese schreiende Ungerechtigkeit wurde nach der großen Pause durch einen Lehreraustausch entschärft. Das schon fast apokalyptische Regenwetter verhinderte größer angelegte Nachmittagsaktivitäten.

Dienstags nutzen wir nach der Schule das schöne Wetter und besichtigen in bester Stimmung die lokale Sehenswürdigkeit, die bis zu 180 m hohen Kreidefels-Klippen von Beachy Head. Die atemberaubende Aussicht und schwindelerregende Tiefe kombiniert mit den davor von mehreren Seiten gehörten Selbstmordgeschichten hinterließen in jedem von uns einen bleibenden Eindruck.
Tags darauf besuchten wir das nahe Seebad Brighton. Der ebenfalls von mehreren Seiten geäußerte Hinweis, Brighton sei die »Homosexuellenhauptstadt" Europas, ließ genug Spielraum für Paranoia. Nach der Ankunft und der Besichtigung des Royal Pavillons teilte sich die Gruppe relativ schnell auf, einige frequentierten das lokale Aquarium, andere frönten, wie es sich auch in Eastbourne etabliert hatte, ihrer Spielsucht in den Casinos am Pier.

Der Donnerstag bescherte uns neben einer neuen Lehrerin und der Filmvorführung von »Yellow Submarine« haufenweise Freizeit, die der Großteil von uns für die Bearbeitung unserer Fieldwork-Zettel-Kollektion nutzte, deren teilweise etwas absurde Fragen uns und den von uns befragten Passanten mehr als einmal Verwunderung abrangen.

Am Freitag stand der Ganztagsausflug nach London auf dem Programm. Mangels größerer Zeitreserven konnten wir so zentrale Sights wie den Westminster-Bezirk samt Big Ben nur vom Bus aus besichtigen. Nach dem Ausstieg nahe der St. Paul's Cathedral überquerten wir die Themse über die Millenium-Bridge und folgten einer Führung durch das wiederaufgebaute Globe Theatre. Nach einem längeren Aufenthalt im "Tate Modern« traten wir den Rückweg über die heruntergelassene Tower Bridge und vorbei am Tower von London an, nahmen die berühmte Londoner U-Bahn nach Covent Garden, und nach einem kurzen Boxenstopp am Buckingham Palace vorbei zurück zur Victoria Station.
Die Freiheit unseres letzen Tages nutzten wir auf verschiedenste Weise. Während sich die Herrenpartie nach dem Vorbild von Frau Prof. Richter mit Todesverachtung in die arktisch kalte Atlantikflut warf, räkelte der Rest sich auf dem schön windigen und stark unterkühlten Kiesstrand in der wolkenverhangenen Sonne. Jene sündige Minderheit, die die mitgelieferten

Arbeitsblätter noch nicht ausgefüllt hatte, verbrachte den Nachmittag mit der verzweifelten Fahndung nach einem 700- jährigen Hundegrab.
Die Heimreise am Sonntag gestaltete sich ähnlich strapaziös wie die Anreise, nachdem wir mit oder ohne Frühstück eine einstündige Busfahrt unter fürchterlicher Musikfolter absolvierten, weitere zwei Stunden am Flughafen verbrachten und eine reibungsfreien Flug genossen, erfolgte gegen Mittag die Landung im vertraut- verregneten Österreich.

Auf der Fahrt in Richtung des heimatlichen Wald­vier­tels wurden wir vom freundlichen Buschauffeur über die während unseres Aufenthaltes versäumten, innenpolitischen Turbulenzen (Zusammenbruch der Regierung) informiert und erreichten unseren Ausgangspunkt Waid­ho­fen am frühen Nachmittag.

Wir möchten uns ausdrücklich bei allen, die uns diese noch lange nachwirkende Innenansicht in das Land Ihrer Majestät ermöglicht haben, bedanken. Unser besonderer Dank geht an unsere allgegenwärtige Kursleiterin Prof. Richter und Prof. Schiller, von dem auch die Fotos stammen.

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