Investitionen

Biologische Landwirtschaft aus erster Hand

OStR Mag. Dr. Erwin Pöppl – 30.4.2007 – 3 Fotos – 587 Aufrufe

 

Im Rahmen des GWK – Unter­richts in der Klasse 8 CD ergab es sich, dass beim Thema »Landwirtschaft in Österreich und die EU« die Schülerin Silke Frei auf ihre Eltern zu sprechen kam, die seit vielen Jahren aus voller Überzeugung ein Landwirtschaft auf biologischer Basis betreiben. Auf die Anfrage hin, ob diese bereit wären, in der Klasse im Rahmen des Unter­richts einen Einblick in ihre Arbeit zu gewähren, war mit dem Ja der Familie Frei eine Unter­richtsstunde »gebucht«, wo auf hohem Niveau und aus erster Hand Einblick in die biologisch-ökologische Wirtschaftsweise präsentiert wurde.

Nachdem Silke Frei in ihrem Referat den Unterschied zwischen konventioneller und biologischer Landwirtschaft dargelegt hatte, erklärte Herr Franz Frei die Entwicklung zu Überproduktion und Preisverfall vor 1995. Lagerkosten, Exportstützungen und ein ruinöser Wettbewerb der einzelnen Staaten untereinander hatten zur Folge, dass der Getreidepreis von S 1 pro Kilo bei Produktionskosten von S 3,50 für alle unbefriedigend blieb.

Mit Österreichs Beitritt zur EU am 1.1. 1995 wurde das System komplett umgestellt. Ab nun gibt es für eine Vielfalt von Maßnahmen Ausgleichszahlungen direkt für die Bauern. Es obliegt jedem einzelnen Landwirt, mit Idee und Phantasie Einnahmen zu lukrieren, gilt es doch, die Schere zwischen 6 Cent Verkaufspreis und 25-30Cent Produktionskosten zu schließen. Mit welchen Pflegemaßnahmen, welcher Art von Düngung bzw. Nichtdüngung, welcher selektiven Unkrautbekämpfung ist der Ertrag zu halten/steigern bzw. ist über Qualität ein besserer Preis zu erzielen. Über diese Kette von Einzelmaßnahmen erfolgt das Herantasten an den Verkaufspreis.

Gleiches gilt für das Vieh. Jede erfüllte Maßnahme, beispielsweise der von der EU geforderte freie Auslauf und 10 m2 Bewegungsraum pro Kuh, wird von der EU belohnt. Diese 10 m2 gelten nicht für die BRD, was ein Beispiel dafür ist, dass europaweit noch immer nicht gleiche Bedingungen herrschen und es trotz aller Bemühungen immer Wettbewerbs-verzerrungen gibt bzw.. geben wird, wo es geografisch und klimatisch nicht zu ändern ist. Herr Frei betreibt diese Art des Wirtschaftens seit 6 Jahren aus Liebe zu Tier und Umwelt. Entscheidend für den Umstieg war für ihn der unerträgliche Gestank der Gifte. »Bio-Landwirtschaft« bedeutet ständige Präsenz und nur wenige einzelne Tage »Urlaub«. Im Prinzip sind die Ausgleichszahlungen der Lohn der EU für Qualität, die auch kontrolliert wird. Zweimal jährlich werden Futter, Felder, Stallungen, Verkaufsprodukte, Tierhaltung, Hygiene, Getreidelagerung, Anbau, Fleischverarbeitung und die Einhaltung des Verbotes chemischer Hilfsmittel kontrolliert. Der geringere Ertrag durch die biologische Wirtschaftsweise wird durch höhere Preise wettgemacht. Familie Frei hat über Jahre hindurch eine eigene Vermarktungsschiene und einen solch großen Kundenstock von Wien bis Linz aufgebaut, dass sie gänzlich ab Hof direkt vermarkten kann.

Frau Gisela Frei sprach über ihre Rolle in der biologischen Landwirtschaft: Die richtige Aufbereitung des Fleisches, dessen Kühlung und Lagerung, bis es zart und weich ist, das ist u.a. das Arbeitsfeld der gelernten Köchin. Seit zehn Jahren ist für sie darauf zu achten, dass immer das »richtige« Fleisch, nämlich die geeigneten Portionen und die entsprechende Menge, für die bis zu 80 Kunden abholbereit sind. Die eigenen Jungrinder aus dem eigenen Stall landen nach EU – gerechter Schlachtung und tierärztlicher Beschau im Reiferaum und von dort beim Kunden. Frau Gisela Frei sieht ihren Beruf als ideale Verbindung von Natur, Freizeit und Liebe zur Arbeit. Selbständigkeit und Unabhängigkeit sind ihrer Meinung nach unbezahlbare Werte, ebenso der eigene Chef/die eigene Chefin zu sein. Bei entsprechender Flexibilität und rationeller Gestaltung der Arbeitsabläufe bleibt dann noch immer ein Freiraum für individuelle Bedürfnisse.

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