Unterwegs

Meeresbiologische Woche in Rovinj – ein Reisebericht

Mag. Thomas Wimmer – 9.10.2015 – 33 Fotos – 767 Aufrufe

 

13.9.: Abfahrt um 8:00 von Waid­ho­fen an der Thaya. Nach der kurzen obligaten Pause in Loipersdorf trafen wir nachmittags in Ljubljana ein, einer Stadt, die durch fortwährende Renovierungsarbeiten immer mehr zu einem architektonischen und städtebaulichen Juwel gerät: schmale Gässchen, geziert durch mit Stuckatur übersäte Barockfassaden, ehedem zukunftsweisende Bauten von Jože Plečnik (einem Schüler Otto Wagners), die namensgebende und mitten durch die Stadt fließende Ljubljanica, gesäumt von schmalen Promenaden, die dennoch genügend Platz für eng aneinandergereihte Cafés und Restaurants bieten – kurz: ein überaus lohnender Abstecher von der in unmittelbarer Nähe der Stadt vorbeiführenden Autobahn.

Schließlich erreichten wir abends unseren Bestimmungsort Rovinj, wo von den Schülern nach rascher und wie üblich improvisierter Zimmereinteilung, verschiedene, über mehrere Häuser verteilte Apartments bezogen wurden. Wer dazu Lust hatte, kochte sich ein Abendessen, wer nicht, besuchte eines der zahlreichen Restaurants in der Nähe.

14.9.: Überfahrt zur Insel Katharina. Aeolus und Neptun schienen des nächtens klammheimlich gemeinsame Sache gemacht zu haben und bescherten uns einen überaus stürmischen Südwind inklusive daraus resultierender respektabler Wellen, die jedem Segler zur Freude gereicht hätten, uns das Schnorcheln an der schroffen Felsküste jedoch leicht zum Problem machten. Nach kurzer Suche fand sich dennoch eine passende, windgeschützte Stelle und das Kursprogramm konnte beginnen: Sammeln von Organismen und aktives Kennenlernen des Lebensraumes. Was es da alles zu entdecken und erfahren gibt – wenn man nur genau hinsieht…!

Um die Altstadt besser kennen zu lernen, gab‹s abends eine kleine Stadtführung zu verschiedenen historisch interessanten Punkten. Zusammen mit einem Überblick über die Geschichte Istriens begannen unvermutet Orte, an denen wir zuvor achtlos vorbeigegangen waren, zu »sprechen«: die ehedem existierende und im 18.Jhdt. zugeschüttete Meeresenge, das Balbi-Tor mit dem nach außen weisenden Türkenkopf, der »große Platz« in der Altstadt, mittelalterliche Paläste und schließlich, die die Altstadt krönende Kirche mit der berühmten Figur der hl.Euphemia, um deren Sarkophag sich zahlreiche Legenden ranken.

15.9.: Fischtag. Zwecks Studium der einheimischen Fischfauna wurde ein Sortiment von in der Nacht oder am frühen Morgen gefangener Tiere am Markt besorgt und anschließend von den Schülern gezeichnet, bestimmt und hinsichtlich diverser anatomischer Merkmakle analysiert. In Kleingruppen erarbeiteten die Schüler mittels verschiedenster Bücher so viel Wissenswertes als möglich, was die Lebensweise, Vorkommen, Fortpflanzung etc. betraf. Die Ergebnisse der kurzzeitigen Forschungstätigkeit wurden anschließend in Referaten vorgestellt.

Selbstverständlich sollten die Fische auch in ihrem natürlichen Lebensraum beobachtet werden. Besonders gut eignet sich dafür »Zlatni Rt«: die westlichste Landzunge des Parkes Šuma, welcher im Süden an Rovinj anschließt. Flach ins Meer abfallende Felsplatten bieten hier nicht nur Lebensraum für freischwimmende, schwarmbildende Brassen und Meeräschen sowie bodenbewohnende territoriale Arten, sondern auch reichlich Platz um die Nachmittagssonne zu genießen.

16.9.: Was der montägliche Wind uns versagte, ermöglichte uns nunmehr das ruhigere Wetter des Mittwochs: Klippenspringen! Eine auf der Insel Katharina befindliche, überhängende und mehrere Meter hohe Felswand forderte den Mut nahezu aller Schüler heraus, die sich mit lauten Schreien in den Abgrund stürzten. Die Freude und das Strahlen in den Gesichtern der sich überwunden habenden waren unübertroffen! Da wir leider nicht nur zum Vergnügen hier waren, setzten wir allerdings nach anderthalb Stunden auf die Rote Insel über, an deren Westküste wir uns niederließen. Die Schüler erhielten nun die Aufgabe, wiederum in Kleingruppen, die verschiedensten Arten von wirbellosen Tieren zu suchen, zu studieren und abermals in Kleingruppen zu präsentieren. Ein kleinerer Fels bot anschließend auch hier Gelegenheit zur Zerstreuung und zu Sprüngen aller Art.

Der zweite Programmpunkt des Tages bestand im Kennenlernen des Lebensraumes Weichboden in einer geschützten Bucht derselben Insel.

Und da der Südwind inzwischen wieder für einen veritablen Wellengang gesorgt hatte, schlug Vlado, jener quirlige und stets zu Scherzen aufgelegte Kroate, welcher uns mit seinem Boot transportierte, vor: »Ah, fahren wir noch eine Runde. Da draußen – das ist eine andere Welt!« Und was das für eine andere Welt war! Einmal um die äußerste Insel herum, dem Wind schonungslos ausgesetzt und schon glichen die Bewegungen des Bootes einer Berg- und Talfahrt, schon sprühte unter freudigem Gejohle aller Bootsinsaßen die Gischt größerer Wellen über das Deck und duschte die vor der Kajüte Sitzenden…

17.9.: Bootsfahrt zur ehemaligen Saline (einer ausgedehnten flachen Bucht, deren Nordufer nunmehr als Campingplatz dient) und Studium des Lebensraumes Seegraswiese, die als Kinderstube unzähliger Fische und Sauerstofflieferant eine unentbehrliche Rolle in der Ökologie des Mittelmeeres spielt. Anschließend wanderten wir noch ein kurzes Stück über eine Landzunge durch den kroatischen Dschungel zu einer weiteren Bucht, die sämtliche bedeutenden Lebensräume in unmittelbarer Nachbarschaft beherbergt: Felsküste, Weichboden und Seegraswiese.

Vlado ermöglichte uns vor der Rückfahrt auch diesmal das übliche Springen vom Dach des Bootes – das vierdiente Amüsement nach Stunden des Studierens. Die anschließende Fahrt gestaltete sich aus zwei Gründen zu einem weiteren Highlight: raue See, Angespritzt werden, Achterbahnfahrt des Bootes… so weit so bekannt, doch immer ein Gaudium… aber dann: Delfine, noch dazu ganz nahe! Was für ein Abschluss erlebnisreicher Tage!

18.9.: Abfahrt um 6:30. Der frühen Uhrzeit und den eventuell stattgefunden habenden nächtlichen Umtrieben (who knows…) war die heilige Ruhe im Bus geschuldet, welche nach zwei Stunden Fahrt ihr einstweiliges Ende fand: die Grotte von Postojna. Immerhin die zweitgrößte, dem Tourismus erschlossene Tropfsteinhöhle der Welt! Schon die etwa 2km lange Fahrt mit der kleinen Bahn in die Höhle hinein gerät zu einem Erlebnis und was sich dann dem Auge des Betrachters an Formen, Größen und Farben erschließt, ist wirklich einmalig!

Nach einer weiteren Pause in Loipersdorf und angesichts der um 18:00 nahenden Heimat, kehrte schließlich endgültig wieder Leben in die Reisegesellschaft…

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