Unterwegs
Besuch der KZ-Gedenkstätte Mauthausen der 7. Klassen

Am 2. Mai 2019 hielten Fußgänger und Autofahrer in Israel zwei Minuten lang inne, während Sirenen durch das Land heulten. So wurde in Israel der sechs Millionen Opfer des Holocaust gedacht.
In Anlehnung an diesen Gedenktag besuchten die beiden siebten Klassen des Gymnasiums mit ihren Lehrkräften Mag. Alexander Frank und Mag. Birgit Weisgram die Gedenkstätte Mauthausen, um über das größte Arbeits- und Vernichtungslager auf heutigem österreichischen Boden Näheres zu erfahren.
Die Schüler/innen und Schüler wurden im Rahmen einer Führung in zwei Gruppen über das gesamte Gelände begleitet. Kaum vorstellbar scheint es heute an einem sonnigen und schönen Tag, welche grausamen und menschenverachtenden Taten innerhalb dieser Steinmauern stattgefunden haben…
…Nach dem Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden Menschen aus ganz Europa in das Konzentrationslager Mauthausen verschleppt, das langsam zu einem System aus vielen zusammenhängenden Lagern anwuchs. Die Wahl des Standortes Mauthausen stand im Zusammenhang mit dem dort bereits bestehenden Granitsteinbruch, die Arbeitskraft der KZ-Häftlinge wurde herangezogen für die Herstellung von Ziegeln und Steine für die riesigen Bauprojekte Hitlers. Die Arbeitszeit der Häftlinge betrug bis zu 11 Stunden – täglich und bei jedem Wetter. Die Häftlinge sollten mit der Hand Steinblöcke vom Fels abspalten, um diese dann abzutransportieren, zum Teil auch über die sogenannte Todesstiege. Nicht zu verdenken ist es, dass viele der Zwangsarbeiter auch den Freitod wählten und von einer Steinbruchkante in den Tod sprangen. Diese Männer wurden von der SS zynisch als Fallschirmspringer bezeichnet…
Diese Tatsachen sind als Besucher der Gedenkstätte kaum vorzustellen. Man steht im Steinbruch, man sieht die Steinbruchkante, zwar verwachsen, aber sie ist zu sehen. Auch die so genannten Todesstiege ist zu sehen, die als gesunder und fitter Mensch schon schwer begehbar ist, wie soll dann ein abgemagerter und geschwächter Mann einen 50kg schweren Stein diese Treppen hinaufgeschleppt haben? Welche unglaublichen Kräfte kann jemand aufbringen, um zu überleben?
Diese Exkursion weckte viele Fragen in den Schülerinnen und Schülern. Wie können Menschen diese Taten anderen Menschen antun? Wie kann man andere Menschen in eine Gaskammer stecken und umbringen? Warum werden gewisse Menschengruppen als »unwertes Leben« bezeichnet? Warum wurden wahllos Gefangene gefoltert, gequält, missbraucht, geschändet und sogar getötet? Warum folgt man einer derartigen Ideologie? Mit diesen Fragen wird man konfrontiert, aber auch mit einigen Antworten und Denkmälern.
So wurden nach Kriegsende bei der Gedenkstätte viele Denkmäler aufgestellt, die zeigen sollen, dass die Menschen, die dort ihr Leben gelassen haben, nicht vergessen werden und die auch in Zukunft als Mahnmal dienen sollen.
Im Zuge all dieser aufwühlenden Informationen, mit denen wir konfrontiert wurden, entließ uns einer unserer Guides mit einem guten Gedankenanstoß.
Er ging mit uns vor die Mauern der Gedenkstätte und zeigte uns wo einst am 2. Februar 1945 insgesamt 500 Häftlinge einen Massenausbruch unternahmen. Sie griffen mit provisorischen Waffen, die Wachtürme an und flüchteten mit Hilfe von nassen Decken, mit denen sie den elektrischen Stacheldraht kurz schlossen über die Lagermauern. Aufgrund des schlechten körperlichen Zustandes und des Kugelhagels verursacht von der SS, haben es lediglich 419 Personen geschafft zu entkommen. Es wurde eine Großfahndung nach den entkommenen Häftlingen eingeleitet. Fast alle der Häftlinge wurden wieder aufgegriffen und an Ort und Stelle exekutiert. Jedoch gibt es einige wenige denen die Flucht gelungen ist. Unser Guide hat uns von einem speziellen Fall erzählt, von einem ukrainischen Dolmetscher, der Zuflucht fand bei einer Bauernfamilie in der Umgebung. Sie haben sich der Mitwirkung an der Mordaktion widersetzt. Der Dolmetscher hat überlebt und konnte als einziger Überlebender seiner Familie aus dem Krieg zu seiner Mutter zurückkehren.
Diese Geschichte soll uns zeigen, dass egal wie aussichtslos alles ist, es immer eine Möglichkeit gibt zu helfen und etwas zu tun. Hätte sich diese Bauernfamilie nicht geweigert an der Mordaktion mitzuwirken, hätte uns diese Geschichte nicht zeigen können, dass es auch anders geht. Und wer weiß schon welche Auswirkungen diese Geschichte hat?
»Wer die Vergangenheit nicht kennt, kann die Gegenwart nicht verstehen und die Zukunft nicht gestalten.« (Helmut Kohl)
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