Wettbewerbe und Erfolge

Bundeswettbewerb der Philosophie-Olympiade

MMag. Jutta Prohaska – 10.4.2008 – 10 Fotos – 515 Aufrufe

 

Philosophie Akademie – Bundeswettbewerb der Philosophie-Olympiade 2007/08
2.-4. April 2008 in Salzburg – St. Virgil

Nachdem sich Theresa Matzinger (8BD) als Vierte des Landeswettbewerbs der Philosophie-Olympiade aus 150 Teilnehmern in NÖ für den Bundeswettbewerb qualifiziert hatte, reiste sie in Begleitung ihrer Philosophielehrerin MMag. Jutta Prohaska am 2. April nach Salzburg.

Schon dieser erste Tag war recht anstrengend, musste doch der Wiesel-Bus nach Sankt Pöl­ten, Abfahrt 6:49 Uhr in Waid­ho­fen, erreicht werden. Umso angenehmer war es, nach Bus-, Bahn- und Schnellbahnfahrt um 13:00 Uhr im Bildungshaus St. Virgil in Salzburg anzukommen und sich am reichhaltigen Mittagsbuffet zu delektieren, welches eine perfekte Einstimmung auf die kommenden Arbeitstage war.

In den großzügigen Räumlichkeiten des Bildungshauses, das auch Seminarhotel ist, konnte in entspannter Atmosphäre philosophiert werden:
Schon am ersten Nachmittag gab es von Prof. Dr. Heinrich Ganthaler (Universität Salzburg) ein Referat zum Thema: »Die wohlgeordnete Gesellschaft. John Rawls’ Theorie der Gerechtigkeit« (1971, dt. 1979). Geprägt war dieses vom Begriff des »Schleiers des Nichtwissens«, der notwendig ist, um vernünftige Gerechtigkeitsprinzipien entstehen zu lassen. Was sich für Schüler verlockend anhört (»Nichtwissen« ist einmal gefragt!), entpuppt sich bei näherem Hinsehen als Denkmodell: Nur wenn ich selbst nicht weiß, welchen Platz ich in einer Gesellschaft einmal einnehmen werde, wird es mir möglich sein, über wirklich gerechte Prinzipien für alle Gesellschaftsmitglieder nachzudenken und zu entscheiden.

Erst nach diesem Vortrag gab es eine Vorstellungsrunde, bei der schon die geografische Herkunft der Teilnehmer deutlich wurde: alle Bundesländer waren vertreten, NÖ und die Steiermark sogar mit je vier Vertretern, aber auch zwei Südtiroler waren dabei – auf Seiten der Wettbewerbsteilnehmer. Natürlich dann noch die begleitenden Lehrer dazu.

Schließlich gab es noch Tipps für das Essay-Schreiben am Donnerstag vormittag im BRG Salzburg, Akademiestraße, sowie Informationen über die Beurteilungskriterien der philosophischen Elaborate. Der Abend des ersten Tages klang schließlich bei »Kamingesprächen« der Lehrer im Cafe des Bildungshauses aus (leider gibt es dort keinen Kamin, er wäre bei der kalten Witterung sehr gefragt gewesen). Währenddessen wurden die Schüler/innen von einem Studentenkomitee sichtlich vergnüglich unterhalten (Fotos auf der Homepage home.schule.at/teaching/ipo/)!

Während die Schüler/innen am Donnerstag Vormittag die philosophischen Essays schrieben (sie hatten wieder freie Wahl aus vier vorgegebenen Zitaten), durften die Lehrer an Vorträgen von Arno Böhler, Esther Ramharter (beide Universität Wien) und Jonas Pfister (Bern) teilnehmen. Ein besonderes Vergnügen war es dabei, Arno Böhler (Projekte »Philosophy On Stage« in Wien) zuzuhören, der mit beieindruckendem Wissen antiker, mittelterlicher, klassischer und zeitgenössischer PhilosophInnen zu einem Thema innerhalb kürzester Zeit kreuz und quer durch die Epochen springt, ohne dabei je den Faden (sprich: das Thema aus den Augen) zu verlieren. Auch – und gerade – indische Philosophie aus Vergangenheit und Gegenwart hat in seinem Denken Platz. Er beherrscht das Sanskrit ebenso wie die klassischen Sprachen Latein und Griechisch und öffnet einem mit seinen Erklärungen um den Ursprung philosophischer Begriffe aus diesen Sprachen die Augen über die grundsätzliche Bedeutung und Aussage derselben.

Esther Ramharter gab einen Einblick in die Logik und zeigte auf, dass dieses grundlegende Teilgebiet der Philosophie durchaus modern und jung sein kann (die Logikvorlesungen auf der Uni Wien müssen sich regen Zulaufs erfreuen!) – so wie die Vortragende.

Jonas Pfister gab schließlich einen Einblick in den Philosophie-Unter­richt in der Schweiz, den es dort erst seit den 1990-er Jahren gibt, und der je nach Kanton ein Grundlagenfach, Schwerpunktfach, Ergänzungsfach oder fakultatives Freifach sein kann – die Demokratie in der Schweiz treibt, wie man sieht, auch im Schulsystem reichlich Blüten!

Nach dieser Informationsfülle am Donnerstag Vormittag, kam für die Lehrer ein noch anstrengenderer Teil der Philosophie Akademie, für den es sich bei einem ausgiebigen Mittagessen zu stärken galt: die Beurteilung der Essays der Schüler.

Jeder Lehrer bekam mindestens fünf Schülerarbeiten (anonymisiert mit einer Nummer und nicht die Arbeit des eigenen Schülers) zum Durchlesen und Bewerten, wobei bestimmte Kriterien wie Themenbezug, philosophisches Verständnis, Ausdrucksfähigkeit, gedankliche Ordnung und Originalität zum Tragen kamen. Dabei konnten bis zu 10 Punkte pro Beurteiler für die Arbeit erreicht werden und die durchschnittliche Punktezahl ergab dann die Platzierung des Teilnehmers. Während für die Plätze 1 bis 3 die Anonymisierung noch am selben Tag (aber nur für die Lehrer!) aufgehoben wurde und die Namen der Schüler/innen verlesen wurden, wurde das für die weiteren Preisträger (bis zum 10. Platz) nicht gemacht – so blieb die Spannung für alle Beteiligten bis Freitag Mittag erhalten.

Nach einem angenehmen Abend in Salzburg ( für die Schüler wieder in Begleitung des Studentenkomitees) neigte sich diese Veranstaltung langsam dem Ende zu: Freitag Vormittag gab es noch eine Präsentation der Schülerworkshops, die am Donnerstag Nachmittag stattgefunden hatten, eine Podiumsdiskussion, betitelt mit »Philosophisches Quartett: Eine rote Karte dem Utilitarismus?« mit Heinrich Ganthaler, Jonas Pfister, Arno Böhler und Peter Kaiser (Wien). Erst dann erfolgte die Prämierung der ersten zehn Plätze der Philosophie-Olympiade, wobei auch alle nicht platzierten TeilnehmerInnen eine Urkunde erhielten. Der Sieg ging in diesem Jahr an Helene Sorgner von der Popperschule in Wien 4, den 2. Platz belegte Johanna Feurstein vom BG Schoren, Dornbirn. Diese beiden Schülerinnen werden nun Österreich bei der Internationalen Philosophie-Olympiade im Mai 2008 in Rumänien vertreten – dort ist der Essay dann in Fremdsprache zu verfassen! Wir wünschen ihnen viel Glück dabei!

Neugierig geworden? Diesen Wettbewerb gibt es auch im nächsten Jahr und es dürfen Schüler der 7.(!) und 8. Klasse daran teilnehmen: Info gibts bei mir und unter den Homepageadressen, Themen für den Wettbewerb dann im Herbst! (Homepage: http://philoessay.at.gg)

Weiterführende Links

http://home.schule.at/teaching/ipo/
http://philoessay.at.gg

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