Wettbewerbe und Erfolge
Philosophieolympiade 2016/2017

Ob es an unserer Schule Philosophen gibt, war am 22. November 2016 die Frage. An diesem Tag fand nämlich die schulinterne Ausscheidung zur Philosophieolympiade statt, zu der je Schule zwei Teilnehmer für den Landeswettbewerb in NÖ genannt werden können.
Zu vier Zitaten, von denen eines ausgewählt werden musste, sollte ein Essay verfasst werden, und die Themen waren wirklich breit gestreut: Immanuel Kant zB hatte sich zur Erziehung geäußert, Judith Butler zur Persönlichkeit, Friedrich Nietzsche hatte den freien Willen in Frage gestellt und Arthur Schopenhauer ging es um den Nationalstolz. Rund um diese Vorgaben konnte man sich viele Fragen stellen und seinen Gedanken freien Lauf lasse, ohne die Kritik daran zu vergessen. Dieser Aufgabe stellten sich sieben Schülerinnen der 7. und 8. Klassen.
Das Team der PuP-Lehrer an unserer Schule stellte die Jury und reihte die besten drei Essays. So durften Irina Schmid und Laura Ozlberger, beide 8A, unser Gymnasium beim Landesbewerb in Krems am 30. und 31. Jänner 2017 vertreten (Bericht von Irina Schmid: siehe unten). Im Rahmen der schulinternen Ausscheidung verfasste eine Teilnehmerin, Charlene Stix, 8A, einen sehr berührenden literarischen Essay zum Zitat von Judith Butler, der hier für alle zum Nachlesen veröffentlicht wird.
Die besten Essays des Landesbewerbes und noch mehr Fotos zum Bewerb finden sich auf: http://www.philolympics.at
Landesbewerb – ein Rückblick (Irina Schmid, 8A)
Am Montag, dem 30. Jänner, machten meine Klassenkollegin Laura Ozlberger und ich, Irina Schmid, in Begleitung von Fr. Prof. Prohaska, uns auf den Weg nach Krems, um am Landesbewerb der Philolympics teilzunehmen, nachdem wir zuvor schulintern bei einer ersten Ausscheidungsrunde ausgewählt wurden. Um 7:20 brachen wir von Waidhofen auf und trafen gegen 8:30 im IMC Krems ein, woraufhin um 9 Uhr der eigentliche Bewerb startete. Jede/r Teilnehmer/in bekam dieselben 4 Zitate von Philosophen vorgelegt, wobei man sich für ein Zitat zu entscheiden hatte und dann einen philosophischen Essay verfasste. Innerhalb von 4 Stunden sollte jede/r Teilnehmer/in 2-4 Seiten zu dem ausgewählten Zitat schreiben, wohin zuzufügen ist, dass die Themen breitgefächert waren und die unterschiedlichsten Interpretationen zuließen.
Nach der Abgabe um 13:00 gingen wir zu Fuß in eine Jugendherberge, wo die meisten anderen Teilnehmer/innen, die aus allen Ecken Niederösterreichs kamen, übernachteten. Dort wurden wir mit Lunchpaketen versorgt und hatten Zeit, uns mit den Schülern und Schülerinnen der anderen Schulen auszutauschen, die allesamt unsere Begeisterung für die Philosophie teilten.
Nach der Mittagspause ging es um 15:00 mit einer Stadtführung durch das mittelalterliche Krems-Stein weiter, die von einer begeisterten und motivierten Fremdenführerin geleitet wurde. Aufgrund der eisigen Temperaturen musste diese jedoch verfrüht beendet werden, was uns die Möglichkeit gab, die anderen Teilnehmer/innen in einem netten Kaffeehäuschen in der Kremser Innenstadt vor dem Abendessen besser kennenzulernen und die eine oder andere bereichernde Unterhaltung zu führen.
Der letzte Programmpunkt war ein Vortrag in einem Hörsaal des IMC, der von Univ. Prof. Dr. Karl Sigmund (Uni Wien) gehalten wurde und von Einsteins Wiener Weggefährten, dem Wiener Kreis und der Philosophie der Wissenschaft handelte.
Am zweiten Tag der Olympiade erfolgte die Siegerehrung im Piaristengymnasium Krems, wobei jeweils der Erst- & Zweitplatzierte einen Geldpreis entgegennehmen durfte und jede/r Teilnehmer/in eine Urkunde überreicht bekam. Obwohl meine Klassenkollegin und ich es nicht in das Spitzenfeld geschafft haben, sind wir mit unserer Leistung dennoch sehr zufrieden und konnten von anderen Teilnehmern/innen, deren Essays teilweise vorgetragen wurden, lernen. Zum Abschluss wurden noch Sekt, Orangensaft und Snacks angeboten, um die Philolympics 2017 schön ausklingen zu lassen, woraufhin die Heimreise zurück nach Waidhofen angetreten wurde.
Alles in allem ist also zu sagen, dass die Teilnahme an den Philolympics für meine Mitschülerin und mich eine bereichernde Erfahrung war und auch wenn wir nicht als Siegerinnen nach Hause fuhren, war es die Mühe wert. Wie die Philosophen sagen würden: Man reist ja auch nicht um anzukommen, sondern um zu reisen, denn der Weg ist das Ziel.
»Wer bist du?« (Essay von Charlene Stix, 8A)
»Wer bist du?«, frage ich laut, doch wie erwartet, bekomme ich keine Antwort. Seit ich dich kenne, seit ich dich gesehen, dich gefühlt und wahrgenommen habe, seitdem frage ich mich, wer du wirklich bist. Werde ich jemals eine Antwort von dir erlangen, die du mir so nahe und doch so fern bist? So vertraut und doch so fremd.
Ich weiß, dass es dich gibt, ich sehe dich jeden Tag, doch wer bist du? Was zeichnet dich aus? Ist es dein Kleidungsstil? Ist es deine eigene und individuelle Art, zu denken? Ist es etwas Banales wie dein Name, deine Herkunft, deine Hautfarbe?
Vielleicht ist es deine Stimme, die, wenn man sie hört, einem sofort bekannt vorkommt. Man kann sie im besten Fall zu deinem Gesicht zuordnen und schon bist du ein Mensch, eine Person, nicht nur ein Name in einer Datenbank, eine bloße Gestalt in dieser großen Welt, kein Schatten mehr an der Wand, oder der Schatten einer Person – du bist ein Individuum.
Vielleicht sind es deine Verhaltensweisen, die deinen Mitmenschen signalisieren, wie sie auf dich zugehen sollen. Du wirkst auf mich sehr introvertiert, doch bist du das in Wahrheit auch? Stehst du lieber im Hintergrund, versteckt hinter Menschen, die selbstbewusster, stärker sind? Stehst du ungerne im Vordergrund, wo alle Blicke, alle Sinne auf dich gerichtet sind? Denkst du immer über dein Handeln nach, bevor du es durchsetzt? Brauchst du immer eine zweite Meinung, bevor du dich endgültig entscheidest? Würdest du dich als selbstständig bezeichnen, oder als Anhängsel von Personen, die sich wie ein Schutzschild vor dich stellen? Ist es dieses Schüchterne, das dich auszeichnet? Das dich zu dem macht, was du bist?
Vielleicht sind es deine Gewohnheiten, die manch einem eigenartig vorkommen, die dir selbst jedoch gar nicht auffallen, weil sie ein Teil von dir sind. Legst du Wert auf dein Äußeres und auf das, was die Leute über dich denken? Legst du Wert auf gesunde Ernährung, auf deinen Körper? Legst du Wert auf deine geistige Gesundheit und stellst alles andere in den Hintergrund?
Vielleicht sind es deine Vorlieben, die dazu beitragen, dich besser zu verstehen. Magst du ruhige und melodische, oder laute und schrille Musik? Bevorzugst du Kälte, oder Hitze? Wie drückst du deine Gefühle aus? Durch gesprochene Worte, durch geschriebene Worte? Durch Musik, Zeichnen, oder durch eine andere Form von Kunst?
Vielleicht ist es dein äußeres Erscheinungsbild, deine Frisur, deine Kleidung, deine Haltung, deine Gesichtsmerkmale. Dein Kleidungsstil lässt darauf schließen, dass du schüchtern bist. Du tendierst zu dunklen Farben und versuchst, damit in der Menge unterzugehen. Deine Haare verhüllen zum Teil dein Gesicht, sodass du den Leuten, die dir in die Quere kommen, nicht ins Antlitz blicken musst. Deine Haltung signalisiert, dass du alleine sein möchtest, nicht angesprochen werden möchtest, nicht in deinem Denken gestört werden willst. Trägst du jemals weit ausgeschnittene Tshirts, enge Jeans? Trägst du jemals Kleider, hohe Schuhe? Fühlst du dich unwohl, wenn jemand dein Outfit begutachtet und dich mit den Augen förmlich auszieht? Du bist doch schüchtern… oder? Vielleicht bist du das aber gar nicht, nicht introvertiert. Vielleicht hast du nur Angst. Angst davor, angestarrt zu werden, plötzlich im Zentrum der Aufmerksamkeit zu stehen, Fehler zu machen, die Kontrolle über dein Tun zu verlieren. Vielleicht weißt du es selbst am besten, vielleicht auch am schlechtesten.
Zeichnen dich deine Freunde, deine Schulkollegen aus? Zeichnet dich deine Familie aus? Wie viele Freunde hast du? Sind sie wahre Freunde? Sind sie nur Heuchler, die deine Geheimnisse wie gierige, hinterhältige Vampire aus dir heraussaugen und eines Tages wieder vor deinen Mitmenschen, die dir möglicherweise verhasst sind, ausspucken und alles ausplaudern? Sind sie wie eine Familie, gar wie eine Ersatzfamilie, die stets zu dir hält, dich beschützt, als wärst du das Wichtigste auf der Welt? Sind es die Menschen, die du liebst, oder die Menschen, die du hasst, die dein »Ich« kennzeichnen? Wie wirst du behandelt, wie behandelst du? Gibst du mehr Liebe als du erfährst, gibst du zu wenig? Bist du dazu imstande, Freundschaften aufrecht zu erhalten? »Wer bist du?«, flüstere ich und wieder lässt die Antwort, diese ersehnte Antwort, auf sich warten. Ich sehe dich an, darüber im Klaren, dass ich wohl nie herausfinden werde, wer – oder was – du bist. Ich kann spekulieren, mir eine Antwort zusammenreimen, mir einbilden, es zu wissen, es in die Welt hinausschreien und allen eine Lüge auftischen. Eines Tages magst du es mir erzählen. Eines Tages mag ich es erkennen. Du stehst vor mir, bist omnipräsent, ich kann deine Gegenwart spüren, hören, wie du atmest. Du faszinierst mich und zugleich machst du mich wütend.
Doch was, wenn ich recht habe, und du tatsächlich schüchtern und introvertiert bist? Ich kenne dich immerhin so lange, dass eine Aussage über deine Charaktereigenschaften möglich sein muss. Sagen wir, es stimmt und gehen einen Schritt weiter. Bist du ein Mensch, der nie mit sich selbst zufrieden ist, nie ein Kompliment annehmen will? Jemand, der sein eigener strengster Kritiker ist, vielleicht sogar sein eigener Feind?
Bist du ein glücklicher Mensch? Du lächelst oft, doch nur deine Lippen. Sie verzerren dein Gesicht, sie weisen auf eine Veränderung hin, doch was ist mit deinen Augen? Sie strahlen dabei nicht, sodass dein Lächeln leer wirkt, dein Lachen traurig. Wann hast du zum letzten mal mit vollem Herzen gelacht? Wann warst du das letzte mal glücklich?
Schüchterne Menschen haben oft etwas Melancholisches an sich. Ihre Welt ist grau gefärbt, ihre Gedanken entfliehen dem alltäglichen Leben, einem Ort, der wie die Hölle auf Erden zu sein scheint. Ist es nicht so? Was macht dich glücklich?
Fühlst du dich unwohl, weil du nicht so sein kannst, wie du bist? Wer bist du überhaupt? Warum verhältst du dich so? Sind es deine Gene, die dieses Introvertierte in dir hervorgerufen haben? Sind sie daran schuld? Wenn nicht, wer oder was hat dich zu dem gemacht, was du heute bist? Waren es die Medien, Freunde, Feinde, Familie, Lehrer, Vorbilder? Waren es Lügen, Intrigen, Beziehungen, Schulnoten, Komplimente, Kritiken, Beleidigungen? Hast du dich im Laufe deines Lebens verändert? Willst du dich verändern? Stehst du zu dir selbst? Liebst du das, was dich charakterisiert? Weißt du, was dich ausmacht? Wer willst du sein? Was sollen die Leute sehen, wenn du ihnen gegenübertrittst?
Oft ist das Äußere nichts als eine Fassade. Eine Hülle, oft schön anzusehen, oft verschreckt es das Gegenüber. Das Äußere soll mit dem Inneren übereinstimmen. Versteckst du dich hinter dieser Fassade? Hast du eine Art Mauer um dich herum errichtet, die alles Schlechte und Böse von dir abhalten soll? Dich von der Realität abschirmen soll? Du wirkst auf mich, als wärst du zurückhaltend, doch in Wahrheit möchtest du möglicherweise schreien. Vielleicht willst du sprechen – vor einer riesigen Menschenmenge – und allen zeigen, dass du nur so vor Selbstbewusstsein strotzt. In dir könnte ein Löwe schlummern, ein Tiger, der nur darauf wartet, freigelassen zu werden. Vielleicht ist es an der Zeit, die Mauer zu durchbrechen und die Hülle zu zerreißen…
Ist es besser, keine Antwort zu bekommen, als eine, die mein gesamtes Leben auf den Kopf stellt? Ist es besser, im Dunkeln zu tappen und weiterhin zu spekulieren? Kann es eine Antwort auf solch eine Frage geben?
Der Mensch, der man ist, sollte der sein, der einen am besten kennt. Ist das immer der Fall? Kannst du mir eine klare Antwort auf meine Frage geben? Kennst du dich selbst, deine Schwächen, deine Stärken? Bist du dir selbst fremd und versuchst, jemand zu sein, der du gar nicht bist? Gibst du nur vor, diejenige zu sein, die ich so gut zu kennen meine?
Du bist das, was du sein möchtest. Du hast die Macht darüber, zu entscheiden, was du aus deinem Leben machen möchtest. Du kannst dich selbst definieren.
»Also, wer bist du?«, frage ich noch ein letztes Mal und werfe einen neugierigen Blick in den Spiegel. Ich lächle. Meine Augen strahlen dabei wie nie zuvor.
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