Zu Gast

Ein Blick zurück

Flora Löffelmann, BA (Institut für Philosophie, Universität Wien) – 10.7.2016 – 1 Foto – 709 Aufrufe

 

März 2016, ich arbeite auf der Berufs- und Studieninformationsmesse in Wien am Stand des Philosophieinstituts und erkläre jungen Fragenden, wie das denn so sei mit dem Philosophiestudium, worum es denn gehe und was man denn so damit machen könne. Ein vertrautes Gesicht in der Menge: ich erkenne meine Philosophielehrerin aus der Gymnasialzeit. Schon lustig, zuerst in ihrem Philosophieunter­richt, dann sechs Jahre später am Philosophie-Stand der Universität. Wie kam ich hier hin?

2010, am Anfang war ein Zitat. Von Ludwig Feuerbach. Über das Wesen des Christentums. Ich, eine atheistische Achtklässlerin des Gym­na­siums Waid­ho­fen, die den Religionsunter­richt nicht besucht, schreibe einen Text, der im Rahmen der Philosophieolympiade zum zweitbesten Nie­der­öster­reichs gewählt wird.

Dieser erste kurze Versuch philosophischen Schreibens ist Startschuss für viele Ereignisse, die mein Leben noch nachhaltig beeinflussen sollten. Dieser Text ermöglichte mir eine Fahrt zum Bundeswettbewerb der Philosophieolympiade in Bad Ischl, zu dem die Autor_innen der besten Texte aus allen Bundesländern geladen wurden. An dieser Stelle könnte die Geschichte eines grandiosen Sieges auf Bundesebene folgen. Das ist nicht passiert, aber etwas in meinen Augen ebenso Entscheidendes: nämlich unvergessliche Begegnungen mit Menschen, sowie all die Perspektiven, die sich während dieser vier Tage eröffnet haben. Auf mich schien die Textur der Gespräche dort, unter den Teilnehmenden, radikal anders, als ich gewohnt war: durchzogen von einem grundlegenden Interesse, von Neugierde, von Wissensdrang, von Mut und Willen zur Abstraktion, von einer Offenheit gegenüber neuen Denkansätzen. Schön also, wenn man Menschen trifft, die dasselbe wollen: fragen, fragen, fragen.

Da Fragen-Stellen und vor allem die Menschen, die das auch interessiert, meine Passion geworden sind, beschloss ich – sowieso noch planlos bezüglich universitärer Weiterbildung – mir selbst ein Bild zu machen. Ob auch andere Menschen, die sich für Philosophie interessieren, auf mich einen so nachhaltigen Eindruck machen, wie jene, die mir in Bad Ischl begegnet waren? Philosophiestudium also. Und Volltreffer. Am Anfang des Studiums – das ist mittlerweile sechs Jahre, zwei Universitätsabschlüsse und die Gründung der einschlägigen Veranstaltungsreihe »philosophy unbound« her – war jede Lehrveranstaltung eine weltverrückende Erfahrung. Wie war es möglich, dass es so viel zu bedenken, zu analysieren und zu verstehen gab? Wie spannend war es, dass es auch ein Umfeld gab, um über diese Dinge mit anderen Menschen zu diskutieren!

Zum Glück ist diese Begeisterung bis heute erhalten geblieben. Nach längeren Aufenthalten in Paris (fürs Studium) und Mittelamerika (Nachdenken muss auch außerhalb des akademischen Kontextes funktionieren) bin ich wieder zurück in Wien. Im Moment bereite ich hier meine Masterarbeit vor und arbeite als Assistentin eines Professors an der Universität.

Die Philosophieolympiade spielt nach wie vor einmal im Jahr eine große Rolle in meinem Leben: immer dann, wenn ich als Mitglied des Student_innenkomitees gemeinsam mit anderen »Ehemaligen« die Gewinner_innen der Landeswettbewerbe auf die Philosophie Akademie begleite - und dort, in den gerade erst auf diese Welt stoßenden jungen Menschen, immer wieder die Begeisterung für die Philosophie spüren kann, die mich bis heute verfolgt.

Weiterführende Links

http://gymwt.at/show3.asp?Artikel=325
http://gymwt.at/mfotos3.asp?Maturajahrgang=2010&Klasse=8ACE

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