Unterwegs

Exkursion nach Enns und zur KZ-Gedenkstätte Mauthausen

Mag. Anita Pöckl – 6.4.2014 – 2 Fotos – 596 Aufrufe

 

Enns, die älteste Stadt Österreichs, war das erste Exkursionsziel der 8A am 1.4.2014. In günstiger Lage an Enns und Donau und am Schnittpunkt wich- tiger Handelswege entwickelte sich im 1. Jahrhundert n. Chr. die Siedlung Lauriacum zu einem wichtigen römischen Legionärslager und Handelsstütz- punkt.

Das Stadtmuseum Enns zeigt in seiner beeindruckenden Schau äußerst interessante Exponate archäologischer Grabungen aus diesem Gebiet. Den Wohlstand und Komfort dieser Zeit belegen zahlreiche archäologische Fun- de: Gebrauchsgegenstände wie Öllampen, Tongeschirr, kunstvoll gefertigte Gläser und aufwendig gearbeitetes Silbergeschirr. Sehr aufschlussreich sind auch Grabstelen und Grabbeigaben: fein gearbeiteter Schmuck wie Ketten, Armreife, Ringe und Elfenbeinkämme für Frauen, Waffen für Männer und Tonspielzeug für Kinder.

Enns war auch im Mittelalter Brennpunkt überregionaler Geschichte: Fran- kenkönig Karl versammelte im September 791 im Bereich von Enns-Lorch sein Heer vor dem ersten Feldzug gegen die Awaren. Händler und Kaufleute aus Regensburg, Ulm, Köln und Aachen sowie Fernhandelskaufleute trafen in Enns zusammen und trugen zum Wohlstand bei.

Im Obergeschoss des Museums ist ein Faksimile der Ennser Stadtrechts- urkunde aus dem Jahr 1212 zu sehen, das den Abschluss des längeren Stadtwerdungsprozesses dokumentiert.

Einen großartigen Rundblick über das nördliche Alpenvorland im Grenzge- biet von Ober- und Nie­der­öster­reich bot die Aussichtsterrasse des Ennser Stadtturms: im Norden die abfallenden Schollen des Granithochlandes und im Süden die Ausläufer der Nordalpen.

Die Sankt Laurenz-Basilika in Enns war die nächste Station der Exkursion. Sie ist eine der bedeutendsten historischen Stätten frühchristlichen Lebens und Wirkens in Österreich. Archäologische Ausgrabungen und Funde in der Unterkirche dokumentieren die Ausbreitung des frühen Christentums in der Provinz Noricum. In den Hauptaltar der Oberkirche ist ein römischer Steinsarkophag eingearbeitet, in dem die Überreste der Gebeine der Lorcher Märtyrerinnen und Märtyrer – Gefolgsleute des heiligen Florian – beigesetzt sind. Bei der Führung in der Basilika St. Laurenz erfuhren die Schüler/innen Details aus der Lebensgeschichte des heiligen Florian und aus der Vita des heiligen Severin von Noricum, die beide eine Zeit im Gebiet von Lauriacum lang wirkten.

Der Nachmittag war dem Besuch der Kz-Gedenkstätte Mauthausen vorbe- halten. Im Rahmen des Geschichtsunter­richts in der 7. und 8. Klasse hatten die Schüler/innen bereits einen sehr guten Einblick in die Zeit des Natio- nalsozialismus und der Judenverfolgung erhalten. Zudem waren radikale politische Gruppierungen der Gegenwart im Unter­richt besprochen und ihre Handlungsmuster identifiziert und hinterfragt worden.

Der Eingangsbereich der Kz-Gedenkstätte Mauthausen wurde bereits seit einigen Jahren durch ein neues Besucherzentrum mit Buchhandlung und Filmvortragssaal neu gestaltet. Heuer konnten zum ersten Mal die Schü- ler/innen durch die neu konzipierte und museumsdidaktisch sehr gut ge- lungene Dauerausstellung mit thematischen Schwerpunkten geführt werden. Unser äußerst kompetenter Museumsvermittler, der von seiner persönlichen Betroffenheit und Familiengeschichte – die Großmutter war im Kz Maut- hausen inhaftiert und konnte überleben – berichtete, sieht es als einen persönlichen Auftrag, insbesondere junge Menschen über den -Terror zu informieren und präventiv zu wirken. Während des Rundgangs bot er auch Zeit zur intensiveren Auseinandersetzung mit einzelnen Ausstellungsexpo- naten und zur Selbstreflexion.

Im Abschluss waren sich die Exkursionsteilnehmerinnen und -teilnehmer einig, dass die Dimensionen der Gräuel, des Schreckens und großen mensch- lichen Leids im ehemaligen Kz Mauthausen mit 18 Jahren besser zu erfassen, zu bewerten und auch zu bewältigen sind als am Ende der Unterstufe.

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